Rom: Zwischen Amore, Antike und Aperol Spritz
Als mich Jan fragte, ob ich mit ihm verreisen möchte, musste ich keine zwei Sekunde zögern, um «Of course, Baeeee» in meine Handy-Tastatur zu hauen. Ohne zu realisieren, dass ich noch nie so viel Zeit mit Jan verbracht habe und wir Ende Woche eigentlich schon losmüssten. Doch null problemo für uns. Nach einer amüsanten Beratung am SBB-Schalter und einem nervenzehrenden Marathon gegen die Zeit bei der Hotelsuche, sassen wir eine Woche nach unserer Entscheidung im Zug nach Rom. Das sind unsere Erfahrungen, Tipps und besten Bilder:
Hotel
Nach rund sieben Stunden Zugfahrt treffen wir am Nachmittag in Roma Termini ein. Wir schleppen unsere Rollköfferchen über die antiken Pflastersteine der Ewigen Stadt, vorbei an der Rokokokirche Santa Maria Maddalena zu unserer Bleibe «Hotel Colosseum». Da wir kurz vor Ostern diesen glorreichen Ausflug geplant hatten, waren alle Hotels schon ziemlich ausgebucht und wir haben uns für das nächstbeste entschieden, welches unseren Kriterien entsprach und zwei separate Einzelbetten anbot. Das Zimmer war sauber, zentral in der Nähe des Kolosseums gelegen und befand sich in einer ruhigen Seitenstrasse. Das einzig laute war jeweils Jan, wenn er mit 120db italienische Restaurantnamen aus dem Badezimmer schrie.
What to see
Alles. Rom wimmelt von Sehenswürdigkeiten. An allen Ecken, hinter jeder Fassade, in jeder Gasse, auf jedem Platz - überall präsentiert sich dir ein Stück Geschichte. In Form von prächtigen antiken Gebäuden, Statuen, Säulen und Monumenten – oder was von ihnen noch übrig ist. Da wir zwei junge Küken sind, haben wir die Stadt zu Fuss erkundet. Was auch nur möglich war, weil es die milden April-Temperaturen und die regelmässigen Aperol-Spritz-Stopps zugelassen haben.
Zu den Touri-Klassiker gehören sicherlich: Das Kolosseum, wo wir fast von einem Betonmischer überfahren wurden. Der imposante Trevi-Brunnen, welcher total überfüllt war (mit Menschen, nicht Wasser). Wir empfehlen ihn am frühen Morgen, in der Nacht oder während einem Hagelsturm zu besuchen (unser Favorit). Ansonsten siehst du den Brunnen vor lauter Menschen nicht mal. Dann ist natürlich der Vatikan mit der Sixtinischen Kapelle und seinem Petersdom ein Besuch wert (einfach dem Dom in der Ferne folgen, dann seid ihr richtig. Wir haben uns natürlich verlaufen). Tickets zum Eintreten früh genug besorgen, die sind zu Spitzenzeiten bereits zwei Tage im Voraus ausverkauft.
The list goes on and on. Zu den weiteren Klassikern gehören aber auch:
Piazza Navona, mit der Fontana die Fiumi. Auch Schauplatz von Dan Browns Bessteller «Illuminati».
Pantheon, zu gerne hätte ich die riesige Kuppel und das Kuppelauge live gesehen. Doch die lange Schlange hat uns abgeschreckt.
Forum Romanum, das Herz des römischen Reiches.
Castel Sant’Angelo, ebenfalls Schauplatz von «Illuminati» und deswegen close to my heart.
Der Vittoriano, das riesige Denkmal für Vittorio Emanuele II, welches von den Römern auch scherzhaft “die Schreibmaschine” genannt wird.
Mein persönliches Highlight war aber die Kirche Santa Maria in Aracoeli. Jan behauptete (fälschlicherweise), dass über den Vorplatz der Kirche das Denkmal für Vittorio Emanuele II erreichbar ist. Natürlich trennte uns aber ein hoher Zaun vom Denkmal (was ich natürlich vorhergesagt hatte). Wir entschieden uns, das Innere der äusserlich unscheinbaren Kirche trotzdem auszuchecken. Schliesslich hatten wir gerade die steilste Treppe unseres Lebens erklommen.
Es folgen zwei extrem mittelmässige Handy-Bilder, weil wir derart von der Kirche fasziniert waren, dass wir doch glatt die Big Cam nicht getraut haben auszupacken.
Die romanische, schlichte Backsteinfassade liess in keiner Weise das prunkvolle Innenleben der Römischen Regionalkirche erahnen. Das Licht, welches durch die drei Rosettenfenster fliesst, wirft regenbogenfarbige Flecken auf den weissen Marmorboden, etliche Kronleuchter und Fresken schmücken den prächtigen Raum und die goldene Decke erzählt von einer siegreichen Seeschlacht. Doch das Beste kommt zum Schluss, besser gesagt beim Verlassen der Kirche. Das Heraustreten aus der Dunkelheit, der römische Verkehr in den Ohren dröhnend, die Augen der grellen Sonne entgegenblinzelnd, bis sie die ganze Weite der Stadt überblicken. Es ist wie ein Erwachen aus einer Traumwelt.
Mangiare
Rom ist ein Tourist*innen-Magnet par excellence, darum lohnt es sich alle Eintrittstickets im Voraus zu erwerben, um lange Warteschlangen zu umgehen. Haben wir natürlich nicht gemacht, darum haben wir die Attraktionen von aussen bewundert und sind anschliessend ins nächste schnuckelige Restaurant gezottelt. Auch wenn wir nicht jedes Lokal in Rom testen konnten (duh), haben wir euch hier unsere Favoriten zusammengestellt:
Für Drinks
Le Saline Shop: Kleine, unscheinbare Weinstube mit Blick aufs Kolosseum. Der Aperol Spritz kostet unschlagbare 5€ und es gibt eine Tüte Chips zum Knabbern dazu. Das Verdikt: Der beste Aperol Spritz unserer gesamten Reise (entweder weil es der erste war und wir am Verdursten, oder er war wirklich so bestechend gut).
Via di S. Giovanni in Laterano, 24, 00184 Roma
Bar Licenza 93: Drinks schlürfen wie die Einheimischen. Nach unserem Abendessen haben wir uns an einen leeren Tisch vor der Bar Licenza 93 gesetzt. Ich hatte klassisch einen Negroni, Jan irgendwas klebrig-süsses mit Passionsfrucht. Am Tisch neben uns wurde gelacht und Wein getrunken. Mensch kannte sich.
Piazza di S. Martino Ai Monti, 3, 00184 Roma
Hosteria del Mercato: In einer ruhigen Seitengasse in der Nähe der Spanischen Treppe. Französisch angehauchte Bistro-Tische, umgeben von typisch Italienischen Terracotta-Wänden. Preislich eher etwas höher, dafür lassen sich hier die Menschen 10/10 beobachten.
Via Bocca di Leone, 46, 00187 Roma
Zum Essen
Trattoria Vecchia Roma: Anscheinend einer der bekanntesten Orte für Römische Küche und ohne Tischreservation wartet mensch schon mal eine Stunde auf einen Tisch (wir hatten mega Glück und konnten gleich Platz nehmen). Essen war erste Sahne, Carciofi alla Romana haben wir zwar nicht probiert aber die haben GRANDE ausgesehen auf dem Nachbarstisch.
Via Ferruccio, 12/b/c, 00185 Roma
Ponte & Parione: Schnuckeliges Restaurant unmittelbar neben der Piazza Navona mit typisch römischen Speisen. Die Pasta ist hausgemacht, das Personal super zuvorkommend, die Tischdecke grün-weiss kariert und die Atmosphäre mit viel Amore gespickt.
Via di Santa Maria dell'Anima, 62, 00186 Roma
Antica Enoteca: In der gleichen Seitengasse, wie die «Hosteria del Mercato». Die Häuserzeilen spenden im Sommer schön Schatten und das bunte Treiben lässt sich am besten mit einem Glas Wein und einem Risotto beobachten.
Via della Croce, 76b, 00186 Roma
Weitere süsse Restaurants, Bars & Bistros:
Benso: lauschige Sitzgelegenheit im Freien mit Lämpchen und Pflanzen.
La Base: viel los, cool um noch spät was essen zu gehen oder für Drinks. Riesige Auswahl an Speisen, überfordert fast schon ein wenig.
La Bottega Del Caffè: Kleines Bistro auf der Piazza della Madonna dei Monti. Super zum Kaffeetrinken am Morgen.
Caffè Delle Esposizioni: Ruhiges Café abseits des lauten Verkehrs der Via Nazionale. Ausser wenn gerade die Glocken der Basilica nebenan läuten, dann fliegen einem die Scrambled Eggs und Pancakes schon mal um die Ohren. Dafür versüssen einem anschliessend kirchliche Gesänge den Aufenthalt im Grünen.
Fazit:
Rom bleibt neben Venedig und Lissabon eine meiner Lieblingsstädte. Überall locken Restaurants und Bars zum Essen und Aperölen. Eine tausend Jahre alte Welt prallt auf pulsierende Moderne – quasi Geschichte zum Anfassen (aber bitte nichts anfassen, gell). Rom ist die Verkörperung von Dolce Vita und ich glaube, ich werde nie genug von dieser Stadt und ihrem Charme bekommen. Rom ist einfach grande amore <3 Ich komme wieder. Merke den Aperol-Entzug bereits etwas.